Der Hafenmeister

 

Winterlager



Lagerung von Booten an Land

 

 

 


 

Immer wieder geschehen zum Teil schwere Unfälle im Winterlager mit tödlichen Ausgängen. Ursächlich dafür ist meist die unsachgemäße Lagerung der Boote.

Der Germanische Lloyd hat einmal die wichtigsten Kriterien für eine sichere Lagerung von Booten an Land während der Winterzeit zusammengestellt:

Für die Freizeitschifffahrt teilt sich das Jahr in zwei generell unterschiedliche Abschnitte:
In der Wasserliegezeit sollte der gewissenhafte Skipper auf den optimalen technischen Stand seines Fahrzeuges achten.
Ein optimaler "Stand" ist im wahrsten Sinne des Wortes auch im Winterlager erforderlich. Besonders, wenn das Boot im Freien gelagert wird.

Die meisten Schäden in der Winterlagerzeit treten bei Aussenliegern auf, die teilweise ungeschützt dem meist rauen Wetter ausgesetzt sind.
Aussenlagerflächen sind üblicherweise im direkten Umfeld von Hafenanlagen angesiedelt, bei denen der Wind, zumindest auf die äußeren Boote, ungehindert auftrifft.

Yachten können aus vielerlei Gründen umstürzen. Häufig werden dann auch noch die direkten Nachbarn in Mitleidenschaft gezogen. Der Umfang der Schäden ist nicht nur deshalb meist beträchtlich. Neben der Außenhaut werden durch den Aufprall der Yacht auf einen befestigten Standplatz oft die Innenstruktur sowie Einrichtungs- und Anlagenteile beschädigt oder zerstört; Ruder, Kiel sowie der Mast können unter Umständen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die Aspekte, die zu einer sicheren Lagerung führen, sollen im folgenden erläutert werden. Dieses bedingt daneben aber ein großes Maß an Verantwortung desjenigen, der die Lagerung durchführt.

Im folgenden sollen lediglich Sicherheitskriterien der Lagergestelle selber erörtert werden.

Generell muss eine Stellage zwei Voraussetzungen erfüllen:

Standsicherheit (auch bei Sturm)
Ausreichende Dimensionierung der baulichen Komponenten

Dabei greifen beide Anforderungen teilweise ineinander.

Bedenkt man, dass Yachten im Winter mit einer Plane abgedeckt werden, ergibt sich nicht selten die gleiche "Segelfläche" wie unter Segeln im Sommer; mit dem Unterschied, dass bei Sturm nicht gerefft werden kann und der Skipper nicht an Bord ist.

Bei der Auslegung oder der Auswahl eines Lagergestells spielt natürlich die Charakteristik des gelagerten Fahrzeuges eine große Rolle. Man geht davon aus, dass bei seitlich angreifendem Wind das System Bock/Boot bis zu einer auftretenden Windstärke von Beaufort 10 (28 m/s) mit einer Sicherheit von 1,5 nicht umkippen darf. Bei dieser Forderung hat man die DIN 1055 Teil 4 (Lastannahmen für Bauten/ Windlasten für nicht schwingungsanfällige Bauten) herangezogen. Die Definition der Bemessungswindstärke gilt dort für Bauten bis zu 8 m Höhe über offenem Gelände.

Um einen diesbezüglichen Nachweis zu erbringen, wird das durch den Wind hervorgerufene Kippmoment aus der seitlichen Angriffsfläche, dem dazugehörigen Höhenschwerpunkt diese Fläche, sowie dem der Windstärke entsprechenden Staudruck ermittelt. Demgegenüber stellt man das Standmoment des Systems Boot/Bock, das sich aus dem Gesamtgewicht sowie der halben Bockbasisbreite zusammensetzt. Für eine ausreichende Standsicherheit muss nun das Standmoment größer als das Windmoment sein.

Um ein Gefühl für die Größenordnung zu geben: Eine Durchschnittssegelyacht mit 10m Länge hat mit Winterplane eine seitliche Angriffsfläche von ca. 20 bis 30m2. Bei einer Windstärke von 10 Beaufort wirkt demnach eine seitliche Windkraft von etwa 10 bis 15 kN (entspricht einer Masse von 1 bis 1,5 to)!

Des weiteren kann großer Winddruck noch folgende Effekte hervorrufen:

Schiffskörper und Lagerbock werden einseitig (stärker) belastet.
Einzelne Stützen werden tiefer in den Boden (Erdreich) gedrückt.
Verkeilung oder lose Pallen rütteln sich los.

Die Dimensionierung eines Lagerbockes mit allen seinen Streben, Stützen und Verbindungselementen muss so gewählt werden, dass die auftretenden statischen und dynamischen Lasten mit einer gewissen Sicherheitsmarge aufgenommen werden können.

Zu diesen Lasten gehören in erster Linie:

Gewichtskraft der Yacht
Zusätzliche Kräfte durch Windkraft
erhebliche dynamische Kräfte bei Transportböcken

Holz, Stahl oder Aluminium sind als Materialien zur Herstellung von Lagergestellen gängig. Wichtiger als die Auswahl des Materials ist die entsprechende Dimensionierung.

Es ist auf eine ausreichende Anzahl von Kiellagerhölzern zu sorgen, die das Kielgewicht aufnehmen können.

Bei der Pallung ist darauf zu achten, dass der Bootsrumpf ohne seitliche Schräglage auf dem Bock steht. Dabei sollten Keile oder Pallen mit anderen Verstellmöglichkeiten an allen vier Stützen mit gleichmäßigem Druck wirken .

Für die Position und Größe der Auflageflächen ist die örtliche Festigkeit des Rumpfes zu beachten.

Boote mit flachem Boden sind mit Hilfe von zusätzlichen Pallen gegen das seitliche Verrutschen zu sichern, sofern die Stützen im flachen Bereich angreifen müssen.

Die Pallung sowie die Auflageflächen und Keile sind gegen Losrütteln zu sichern; sie sind nach dem Lösen des Krans zu überprüfen und während der Lagerzeit regelmäßig zu kontrollieren.

Der Untergrund muss fest und eben sein.

Abdeckplanen müssen eng am Rumpf (Vorsicht: Osmose!) am Rumpf und möglichst an den Aufbauten anliegen. Sie sollten nicht am Lagerbock befestigt werden, auf keinen Fall jedoch an Pallen oder Keilen.

Man geht davon aus, dass im allgemeinen die Yacht so gelagert werden soll, dass das Fahrzeug mit ca. 75% seines Gesamtgewichtes auf seinem Kiel steht, der Rest soll sich gleichmäßig auf die Stützen verteilen. Dennoch müssen die Stützen in der Lage sein, das Gesamtschiffsgewicht anteilig zu tragen, damit bei unsachgemäßer Lagerung der Bock nicht überlastet wird.

Relativ für Ihre Größe leichte Boote mit hochliegendem Flächenschwerpunkt, z.B. Rennyachten mit langem Flossenkiel sind nach diesen Betrachtungen besonders empfindlich, was die Standsicherheit betrifft.

Häufig werden Boote auch auf normalen Hafentrailern und, besonders kleinere Yachten, auf normalen Strassentrailern gelagert. Dafür gelten natürlich ebenso die erwähnten Kriterien.


Quelle: H. Hoffmeister, Germanischer Lloyd, Hamburg (veröffentlich im TIS - Transport Informations System)

Anmerkung der Redaktion:

Schwere und tragische Unfälle sollten uns immer wieder daran erinnern, dass die Sicherheit in einem Bootswinterlager oberste Priorität haben sollte. Deshalb, liebe Bootseigner, spart nicht an der Sicherheit eurer Bootslagerböcke oder Trailer und schimpft nicht auf die Hafenmeister, wenn diese immer wieder auf die Sicherheit der Bootslagergestelle, Trailer und Hebegurte hinweisen!

 

 






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